halloleute, vermute jeder hat Berge an Infos.
Vielleicht ist es sinnvoll hier die wichtigsten Zusammenhänge (gerade auch bzgl. Börse) zu versammeln.
Dinge die jemand für wichtig findet, widersprüchliche Gedanken, so dass jeder noch weiteres Material zur Einschätzung hat, eben Material das andere für Bedeutungsvoll halten.
13.07.2006 - 22:34 Uhr
FTD: Nahost - Es brennt
Quelle: http://www.finanztreff.de/ftreff/news.h ... t=&u=0&k=0
Die Operation "Angemessener Preis" ist angelaufen - und aus Libanon kommt heftige Gegenwehr: Am Donnerstagabend sind mitten in der israelischen Hafenstadt Haifa zwei Katjuscha-Raketen eingeschlagen
Die israelische Offensive ist die verständliche Reaktion auf die Provokationen durch die libanesische Hisbollah-Miliz in den letzten Tagen. Die Terrorgruppe hatte den Norden Israels beschossen, dabei mehrere Menschen getötet und hält noch immer zwei israelische Soldaten gefangen.
Es trifft nicht die Falschen, wenn Israel gegen die libanesische Armee und die politische Führung vorgeht. Die Regierung in Beirut hat es nicht nur versäumt, die international geforderte Entwaffnung der Hisbollah durchzusetzen. Sie besteht auch zum Teil aus Hisbollah-Leuten - so, wie die Miliz selbst einen Teil der libanesischen Armee stellt.
Dennoch: Ist der Preis "angemessen", den Israel nun von Libanon für die Provokationen und Angriffe an seiner Nordgrenze verlangt? Zweifel sind erlaubt. Zum einen, weil die israelische Offensive auch viele zivile Opfer fordern könnte
- schon droht Jerusalem mit der Bombardierung eines Beiruter Stadtviertels, das als Hisbollah-Hochburg gilt. Zum anderen erhöht Israel auch die Gefährdung seiner eigenen Bürger, wie der Raketeneinschlag in Haifa zeigt. Und: Die harte Antwort Israels kann dazu führen, dass die Lage vollends außer Kontrolle gerät, dass aus dem Konflikt mit Libanon ein Flächenbrand wird. Von der Transportblockade gegen das Land ist Syrien ebenfalls betroffen, und auch gemäßigtere Regime in der islamischen Welt werten Israels Offensive sicher nicht als angemessen.
In gewisser Weise ist die israelische Regierung um Ehud Olmert der Hisbollah in die Falle gegangen. Nach dem Ende der Besatzung in Südlibanon drohte die Terrorgruppe ihre Existenzberechtigung zu verlieren. Nun, da der Konflikt mit Israel wieder angefacht wurde, ist diese Gefahr aus Sicht der Miliz gebannt.
Allerdings ist die israelische Regierung sehenden Auges in die Falle gegangen. Sie hatte keine Wahl. Israel kann es sich nicht erlauben, den überlebenswichtigen Nimbus der Unbesiegbarkeit und damit seine Abschreckungsfähigkeit zu verlieren. Das Ergebnis dieser Zwangslage ist, dass Israel von zwei Seiten - vom Gazastreifen und von Libanon aus - attackiert wird. Und dass es keine Aussicht auf Frieden gibt in Nahost. Noch nicht einmal den einseitigen Rückzug aus dem Westjordanland, den Olmert angestrebt hatte, werden Israels Feinde zulassen.
und hier die gedanken von jochen steffens dazu von ca 18 uhr
Nach düster folgt dunkel
von Jochen Steffens
Und es wird wirklich dunkel. Nun eskaliert im Nahen Osten der Konflikt. Erste Stimmen sprechen von der Gefahr eines Flächenbrandes. Sah es noch vor einiger Zeit so aus, als würde es zu einer Beruhigung in der Region kommen, kann man im Moment davon sicherlich nicht mehr sprechen. Aber vielleicht vergisst man auch einfach immer wieder, dass diese Konflikte schon sehr, sehr alt sind und seit Jahrzehnten immer wieder ausbrechen. Es geht hier natürlich nicht darum, diesen Konflikt an sich zu bewerten. Das sollen andere tun, die sich mit der Situation, den wahren Hintergründen und der historischen Entwicklung wesentlich besser auskennen, als ich. In diesem Newsletter geht es um die Auswirkungen auf die Börsen.
Und die sind über den Ölpreis durchaus gegeben. Die Eskalation im Nahen Osten aber auch die Ablehnung jedweder Kompromissangebote des Iran im Zusammenhang mit dem Atomkonflikt sind für die Ölbullen ein gefundenes Fressen. Der Ölpreis steigt und steigt.
Resignation macht sich breit
Für den Markt bedeutet die, dass die Aktien-Bullen langsam aber deutlich resignieren. Was soll die Märkte noch stützen? Man kann sich, wie gestern schon beschrieben, kaum noch Gründe vorstellen, warum der Markt steigen sollte – schließlich sind wir auch schon in den sehr schwachen Sommermonaten und dann enttäuschen auch noch einige US-Unternehmen. Genau so reagieren die Märkte: Sie fallen, besonders der Nasdaq100, deutlich und ohne jeden Ansatz einer Erholung. Gibt es ein besseres Zeichen der Resignation?
Doch es kommt noch schlimmer, auch die Charttechniker müssen nun erste Tiefschläge einstecken. Gestern hatte der Nasdaq100 den Aufwärtstrend erreicht, heute hat er diesen mit nach unten gebrochen. Nach düster folgt dunkel:
hier ist die unten angehängte grafik bzgl. Nasdaq
Noch ist das kein nachhaltiger Bruch. Noch sieht es beim Dow, S&P500 und natürlich im Dax bullisher aus. Aber es ist ein erstes deutliches Warnzeichen.
Gereizte Stimmung
So verwundert es nicht, dass meine Kollegen entsprechend deutlich missmutig bis gereizt sind. Es mehren sich die Stimmen, die bekunden, Börse mache keinen Spaß mehr. Kein Wunder nach den guten Monaten vor diesem Einbruch. Zudem zeigen die Stimmungsindikatoren, dass extrem viele Menschen sehr skeptisch für die Sommermonate sind.
Aus antizyklischer Sicht sind das, wie gestern schon beschrieben, alles deutliche Zeichen, dass wir „bald“ einen Boden sehen. Nur was heißt „bald“ und wann ist dieses „bald“?
Der Sell-Off
Am liebsten wäre mir ein Sell-Off. So ein richtig heftiger Verkaufstag – der Dax über über vier Prozent runter, Nasdaq100 vielleicht sogar fünf Prozent und das bei extremen Volumen - und dazu „Weltuntergangsstimmung“ überall wo man hinsieht. Das wäre ein eindeutiges Einstiegs-/Umkehrsignal. Aber leider wird es uns der Markt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so einfach machen. Wenn es jedoch zu einem solchen Sell-Off kommen sollten, dann wissen Sie, was Sie zu tun haben.
Die anderen bearishen Szenarien
Es gibt natürlich auch noch andere Szenarien: Sollte sich wirklich abzeichnen, dass es zu einem Flächenbrand im Nahen Osten kommt, dann muss man mit noch weiter fallenden Kursen rechnen. Nur neigen Kurse dazu, im Vorfeld solcher geopolitischen Spannungen zu fallen und dann beim Eintritt des befürchteten Ereignis einen Boden auszubilden. Erinnern Sie sich an den Irak-Krieg.
Eine andere Möglichkeit ist ein immer weiter steigender Ölpreis. Auch dieser hat, wie hier schon oft genug dargestellt, das Potenzial den Markt abzuwürgen.
Fazit:
Trotz dieser bearishen Szenarien, die durchaus ihre Berechtigung haben, die lukrativste Börsenweisheit ist immer noch: Kaufe die Angst und verkaufe die Euphorie. Schließlich folgt nach dunkel irgendwann auch wieder hell.
Nur, selbst mit dieser Weisheit im Hinterkopf muss man noch das richtige Timing finden, dazu morgen mehr.